Kleine Krümel, große Wirkung: Wälderkompost für starke Böden

Was hat Kompost mit Klimaschutz und Klimawandelanpassung zu tun? Die Antwort lautet: sehr viel! Und genau aus diesem Grund widmet sich die Energieregion seit dem Jahr 2020 intensiv diesem Thema.

Starke Böden für Landwirtschaft und Biodiversität
Wie gut ein Boden arbeiten kann, hängt sehr stark von seiner Zusammensetzung ab. Dabei kann die Gabe von hochwertigem Kompost von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit und Widerstandskraft von Böden sein. Durch die Rückführung organischer Reststoffe in den natürlichen Kreislauf wird Humus aufgebaut, der die Bodenfruchtbarkeit langfristig stärkt. Kompost fördert das Bodenleben, von Regenwürmern bis hin zu Mikroorganismen, und erhält bzw. schafft damit die Grundlage für ein funktionierendes Ökosystem. Indem er den Humusgehalt stabilisiert und für eine nachhaltige Nährstoffversorgung sorgt, werden synthetische Dünger überflüssig. 

Starke Böden für die Klimavorsorge
Kompost verbessert die Bodenstruktur und damit die Wasserhaltefähigkeit. In Zeiten längerer Trockenperioden kann die Feuchtigkeit im Boden gehalten werden – ein entscheidender Vorteil angesichts zunehmender Wetterextreme durch den Klimawandel. Kompost kann auch Kohlenstoff binden, was grundsätzlich zur Minderung von Treibhausgasen beiträgt. Kompostierung unterstützt damit nicht nur die landwirtschaftliche Produktivität, sondern auch die Anpassungsfähigkeit von Böden an immer häufigere Trockenperioden und Starkregenereignisse.

Ziel: Kompost aus der Region für die Region
Im Jahr 2020 startete ein intensiver Austausch zwischen der Energieregion Vorderwald und Naturschutzexperten, dem Naturpark Nagelfluhkette, Obst- und Gartenbauvereinen sowie der Landwirtschaftskammer. Ziel war es, das Bewusstsein bei allen Stakeholdern zu schärfen, dass Boden durch Humusaufbau oder die Fähigkeit zur Speicherung von Wasser und CO₂ eine zentrale Rolle in der Klimawandelanpassung spielt. Gleichzeitig sollten konkrete Lösungen für die Region Vorderwald entwickelt werden. Ein Vortrag zur Kompostierung im Jänner 2023 war Auftakt für einen regen Austausch, dem eine Exkursion zu zwei landwirtschaftlichen Betrieben mit vorbildlicher Kompostpraxis folgte. Bei einem Stakeholder-Workshop wurden regionale Herausforderungen und Chancen diskutiert – begleitet von Gesprächen mit der Abfallwirtschaft und dem Umweltverband.

Ein Höhepunkt war die Exkursion in den Bezirk Freistadt (OÖ), wo kommunale Grünschnittverwertung seit den 90er-Jahren professionell betrieben wird. Diese Reise lieferte wertvolle Impulse für eine Übertragung ins Ländle. Darauf aufbauend wurde eine Wirtschaftlichkeitsanalyse für eine Grünschnittkompostierungsanlage in der Region in Auftrag gegeben – inklusive Erhebung der Grünschnittmengen gemeinsam mit der Vorderwälder Finanzverwaltung.

Eine Versuchsanlage in Sibratsgfäll
Nach drei Jahren intensiver Recherche und Vernetzungsarbeit konnte in Sibratsgfäll eine erste Versuchsanlage für die regionale Kompostierung von Grünabfällen gestartet werden. Sie wird von Landwirt Georg Bereuter betrieben und ergänzt seit Sommer 2024 den Milchviehbetrieb. Die innovative Anlage dient der Erfahrungssammlung für die Region und zeigt, wie nachhaltige Bodenbewirtschaftung im Einklang mit Natur und Klima möglich ist.

Positive Bilanz des ersten Versuchsjahres
Auf rund 500 Quadratmetern Fläche entstand in Sibratsgfäll ein Anlage, die mit einem selbstgebauten Kompostwender, einem Bagger und einer Sieb- und Abfüllanlage arbeitet. Diese maschinell unterstützte Technik ermöglicht eine effiziente Verarbeitung und garantiert eine gleichmäßige, kontrollierte Rotte – für ein Endprodukt von höchster Qualität. Die Familie Bereuter ist dabei äußerst kreativ und hat beispielsweise die Abfüllanlage in Eigenregie entwickelt. Damit kann der Kompost in 25 Liter Säcke abgefüllt werden. Die Rohstoffe stammen vom eigenen Betrieb, Nachbarhöfen und der Gemeinde Sibratsgfäll. Im ersten Betriebsjahr konnten so rund 50 Kubikmeter feinkrümeliger, nährstoffreicher Kompost erzeugt werden. Dieser wird derzeit noch vor allem für die Verbesserung der eigenen landwirtschaftlichen Flächen genutzt, kann aber auch von Landwirt*innen und Gartenbesitzenden in der Region erworben werden.

Mit seiner Kompostieranlage leistet Georg Bereuter nicht nur einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft in Sibratsgfäll, sondern auch zur langfristigen Erhaltung unserer Böden als lebendige Grundlage für eine fruchtbare Zukunft.

Ein Blick in die Zukunft
Die Gemeinden der Energieregion verfolgen die Vision, dass in den kommenden Jahren mehrere solcher Anlagen in der Region aufgebaut werden und hochwertigen, regionalen Wälderkompost produzieren. Auf diese Weise können Nährstoffe in der Region und im Kreislauf gehalten werden. Transportwege werden reduziert und die regionale Landwirtschaft gestärkt.

Stand: 07.10.2025

 

Aktualisiert am 15. Oktober 2025